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Chamer/Kötztinger Zeitung, Samstag, 2.August 2003

Erfolgreiche Theater-Saison ging zu Ende

Über 1500 Besucher sahen in sechs Vorstellungen "Die Dachserin"- Jetzt vorerst PauseDer Dachser

Cham. Eine überaus erfolgreiche Spielsaison hat das "Chamer Lehrertheater" hinter sich. Über 1 500 begeisterte Zuschauer sahen in sechs Aufführungen "Die Dachserin". Trotz Gewitterregens am vergangenen Sonntagabend harrten viele aus, bis der letzte Vorhang fiel. Auch sie konnten über die in der Gerichtsverhandlung vom Verteidiger vorgetragenen "bayerischen Lebensweisheiten" rund um Götz von Berlichingens bekannten Ausspruch nochmals herzhaft lachen. "Jetzt wird zunächst einmal Pause gemacht bis Weihnachten 2004", sagt der Sprecher der Schauspielgruppe, Siegfried Betz. Insgesamt sind zu den sechs Aufführungen im Innenhof der Landkreis-Musikschule gut 1500 Besucher gekommen. Am vergangenen Samstag reichten die eigenen Stühle nicht mehr aus, so dass Zuschauer aus der nahe gelegenen Klosterkirche noch Stühle geholt haben.

Von Josef Schmidbauer

Vor nunmehr zehn Jahren entstand die Idee bei einigen Lehrern, einmal Theater zu spielen. Schon die erste Saison verlief viel versprechend und was noch viel wichtiger war, die schauspielernden Pädagogen fanden selbst großen Spaß daran. In Martha Heselberger, einer früheren Lehrerkollegin, hatten sie eine Regisseurin gefunden, die nicht nur zur Truppe passt, sondern bis heute immer wieder auch zu begeistern weiß. Heselberger hat auch das "Drehbuch" für die diesjährige Aufführung geschrieben, denn "Die Dachserin" ist ja eine Prosaerzählung von Ludwig Thoma. Martha Heselberger hat daraus ein Stück in zwei Akten gestaltet, bei dem die Zuschauerinnen und Zuschauer ihren hellen Spaß haben konnten. "Lachen befreit und das habe ich ausreichend getan", sagte eine Frau nach der letzten Vorstellung. Sie hätte gerne eine Videokassette gehabt, damit sie "immer wieder lachen kann, wenn es mir schlecht geht...... Eine "Medizin" sei dieses Stück für sie gewesen. Und zu Recht hat Siegfried Betz der Regisseurin Martha Heselberger bei der letzten Vorstellung am Sonntagabend eigens noch gedankt und einen Blumenstrauß überreicht.

Wie gesagt, es soll eines der besten Stücke gewesen sein, das die Lehrer auf die Bühne gebracht haben. Interessant war allemal, wie Berlichingens Ausspruch im Bayerischen gebraucht werden kann: Bewunderung, Überraschung, Staunen, Verärgerung, je nach Betonung - und das hat den Zuschauern gefallen.

Schon 25 000 Euro gespendetDer Dachser

Nun werden die Akteure bei einer kleinen Zusammenkunft Bilanz ziehen. Erfreulich sind dabei die Einnahmen, die in die Kasse der Lehrer-Gruppe geflossen sind. "Wiederum werden wir die spenden", sagte uns Siegfried Betz. Wenn der Sprecher des Lehrertheaters auf die vergangenen zehn Jahre zurückblickt, dann kann er feststellen, dass zwischenzeitlich eine Summe von rund 25 000 Euro eingespielt und auch gespendet wurden. Die Landkreis-Musikschule, die Nomahilfe oder ein Kinderdorf in Bolivien seien neben anderen Empfängern in den Genuss einer Zuwendung gekommen.

Kann die, Stadt helfen?

Bei der Zusammenkunft Anfang dieser Woche machte sich Freude über den erneuten Erfolg breit, aber es kam auch ein ganz klein wenig Resignation auf. "Seit zehn Jahren spielen wir jetzt Theater, sind zu einem festen Bestandteil im kulturellen Programm der Stadt geworden, aber Unterstützung gibt es keine", sagte uns ein Theater spielender Lehrer. "Bei uns ist es nicht so, dass die Gemeinde oder Stadt so stark hinter uns steht wie beispielsweise in Waldmünchen, Furth im Wald und und...... beklagte er sich gegenüber der Chamer Zeitung.

"Klar wären wir dankbar, wenn wir Unterstützung bekämen", sagt Siegfried Betz. Er zählt auf: "Die Kulissen haben wir selber gebaut, einen eigenen Unterstellplatz haben wir dafür gesucht". Und was auch zeitaufwändig ist, ist die Bestuhlung, die vor jeder Aufführung aufgestellt und nach Ende wieder weggeräumt werden muss. Das war im heurigen Sommer insgesamt sechsmal der Fall. Eine überdachte Bühne und eine fest installierte Tribüne könnte sich Siegfried Betz schon als Hilfe durch die Stadt vorstellen. "Geld wollen wir keines..." fügt er hinzu, "denn wir persönlich sind Laienspieler und wollen uns nicht bereichern", meint er. Und er pflichtet seinem Kollegen bei: "In jedem Dorf draußen wird das Aushängeschild unterstützt". In Cham gäbe es kein Theater, "würden wir nicht auf die Bühne gehen".

Bürgermeister Leo Hackenspiel, der dem Vernehmen nach bisher nur ein einziges Mal bei seinen früheren Kolleginnen und Kollegen zuschaute, zeigte sich durchaus zugänglich für die Wünsche des Chamer Lehrertheaters: "Die sollten mit ihren Wünschen auf die Stadt zukommen, mündlich oder schriftlich, wir haben sicherlich ein offenes Ohr für sie", versicherte er uns.

Der Dachser Sommer am Regenbogen